Bach lädt zu Vielfalt ein



Schirmherrschaft für Tag der Barrierefreiheit

Am 29. Oktober 2016 durfte ich die Schirmherrschaft für den Tag der Barrierefreiheit im Bach-Museum Leipzig übernehmen. Was für eine wundervolle Aufgabe, im Anbetracht wahrlich gelebter Inklusion. Eingeladen waren Menschen mit Behinderungen, ihre Angehörigen, FreundInnen und alle, die sich für Barrierefreiheit interessierten.

Vielfalt ermöglichen bedeutete an diesem Tag ganz konkret, all die vielfältigen Angebote in der Ausstellung nutzbar zu machen, welche die Sinne anregten: Hör- und Taststationen, Audioguides für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen, Videoguides für gehörlose BesucherInnen, Induktionsschleifen und ein Museums-Führer in leichter Sprache. Auch auf die Überwindbarkeit physischer Barrieren wurde geachtet.

Ich selbst durfte an diesem Tag meine erste Führung in leichter Sprache miterleben und war sogleich gefesselt. Dinge mit einfachen, aber griffigen Worten auf den Punkt zu bringen, darin sehe ich einen echten Mehrwert. Auch ich fühle mich angesprochen, wenn mich Worte direkt, ohne große Umschweife, erreichen und einfach sagen, was sie zu sagen haben. Ich gebe zu, oft selbst online die Option "leichte Sprache" zu wählen, wenn ich mir beispielsweise den sperrigen Inhalt eines Gesetzestextes zu Gemüte führen möchte.

Auch die Sinnesfreundliche Gestaltung von Informations- und Lehrmaterialien bietet einen Nutzen für alle, denn auch ein sinnesgesunder Mensch prägt sich Erlebnisse besser ein, bei denen er auf verschiedenen Ebenen angesprochen wird, eben mit erlebt, mit dabei ist, Teil sein und teilhaben kann. Erfahrungsstationen, an denen man im wahrsten Wortsinn "erfassen" und "begreifen" kann, ermöglichen leibhaftigere Erkenntnisse, als reine Textinformationen, nicht nur für Menschen mit Behinderungen. Somit schärft die Inklusion auch immer den eigenen Blick und öffnet ein Panorama an Wahrnehmungsmöglichkeiten.

Das Bach-Museum hat sich Inklusion auf die Fahne geschrieben. Was sich unsere Kultur traut, ist leider im Bildungssektor noch nicht wirklich angekommen. Dort hat man noch immer große Angst vor dem bösen I-Wort. Vielleicht sollten mehr MuseumspädagogInnen in die Schulen gehen und zeigen, dass Vielfalt ein erfolgreiches Lernmittel ist. Allerdings würde ich mir dann auch die gleichen Fördergelder für Schulen wünschen. Aber, ganz wichtig! Inklusion muss nicht immer Geld kosten. Die größten Barrieren stehen in unseren Köpfen und wenn wir die nicht auflösen, brauchen wir über alles andere gar nicht erst nachdenken. Miteinander reden ist ausgesprochen preiswert und manchmal bekommt man sogar etwas geschenkt: bereichernde Erkenntnisse!

Nun aber auf ins Bach-Museum… Alle Informationen zur Barrierefreiheit und zu speziellen Führungen findet man, natürlich barrierefrei, unter:
http://www.bachmuseumleipzig.de

Foto: Jennifer Sonntag am Podium

Foto: Jennifer Sonntag am Podium

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