"SonntagsFragen" oder Frau Sonntag fragen?

Publikumsservice des MDR-Fernsehens

In diesem Radiointerview spreche ich über meine Fernseharbeit: Radiointerview

So oft erreichen mich die schwer beladenen Brieftauben unserer Zuschauer mit Anliegen rund um Inklusion und Barrierefreiheit und so oft verstehe ich "blind" die Sorgen und Nöte, die mir zugetragen werden. Die Belange von Menschen mit Behinderungen liegen mir sehr am Herzen und deshalb stehe ich auch mit meinem Namen für Selbstbestimmung und Teilhabe. Natürlich gebe ich Anregungen und Wünsche immer sofort und direkt weiter und das mit Feuereifer! Da ich als Moderatorin nicht automatisch auch Redaktion und "Chefin" unserer Sendung bin, kann ich, was die Auswahl von Sendungsthemen betrifft, nur sehr bedingt weiterhelfen. Ich rate unseren Zuschauern gern dazu, sich direkt an den Publikumsservice des MDR-Fernsehens zu wenden. Dort wird man mit seinem Anliegen an ein passendes Sendeformat vermittelt und kann direkt mit den Redaktionen in Kontakt treten.

Ich werde sehr oft gefragt, wie ich mich als Moderatorin selbst einbringen kann. Meine Aufgabe besteht darin, mich zunächst auf meinen prominenten Gesprächsgast vorzubereiten. Je nachdem, wie barrierefrei die Recherche verläuft, kann dies mehrere Stunden oder Tage in Anspruch nehmen. Hat ein Promi beispielsweise gerade ein neues Buch veröffentlicht, welches ich nicht lesen kann, muss ich es mit entsprechend höherem Aufwand für mich nutzbar machen. Ähnlich geht es mir bei Filmproduktionen ohne Audiodeskription. Wenn für mich notwendige Internetseiten nicht barrierefrei sind, bin ich natürlich auch "schwer begeistert". Auch wenn sich meine Fragen nicht in erster Linie auf aktuelle Veröffentlichungen unserer Gäste beziehen, benötige ich doch ein Grundverständnis davon.

Bin ich dann ausreichend in meinen Promi eingetaucht, bereite ich den Grundstock des Interviews vor. Diesen sende ich dann zur Abnahme der Redaktion. Manchmal werden noch Ergänzungen hinzugefügt. Sind die Fragen klar, übertrage ich sie auf meine Braille-Moderationskarten. Da Braille bekanntlich viel Platz einnimmt, passt da wenig drauf. Deshalb versuche ich mir so viel wie möglich zu merken.

Am eigentlichen Drehtag wird mein Gast dann erstmals für mich spürbar. Nicht immer habe ich eine optische Erinnerung an meine Gesprächspartner. In der Maske können wir uns bereits in Ruhe "beschnuppern". Das gibt Sicherheit und ein Grundgefühl fürs Gegenüber. Mein "Hauptaugenmerk" gilt jedoch dem eigentlichen Gespräch und ich bin stets darauf bedacht, nicht vorher unser Pulver zu verschießen. Unter der Hitze der Scheinwerfer bin ich dann meist trotz meiner Lichtscheue richtig warm gelaufen und oft könnten wir noch ein Stündchen länger plaudern. Zum Schluss werden noch Fotos geschossen und nach dem Abbauen geht’s zurück von Leipzig nach Halle.

Dass ich das Ergebnis als blinde Moderatöse dann später selbst nicht sehen kann, ist auch manchmal schmerzlich, das gebe ich zu. Oft muss ich mir das optische Resultat dann beschreiben lassen und bei all den verschiedenen Sichtweisen der "Guckis" kann das schon mal vielseitig werden. Ich habe also viele innere Spiegelbilder. Ach ja, das vergaß ich noch zu sagen. Eigentlich beginnt die Vorbereitung einer Sendung neben der Recherche damit, dass ich das dazu passende Outfit zusammenstelle, ganz selbstbestimmt, so ist es gemäß unseres Sendungstitels auch gewünscht. Sich selbst von innen heraus immer wieder neu zu erfinden, ist eine echte Herausforderung, wenn man sich nicht sieht. Aber ich möchte eben auch gern transportieren, dass blinde Frauen ein eigenes Verständnis von Mode, Schmuck, Make-up und Frisur haben. Meinen Maskenbildnerinnen muss ich blind vertrauen können.

Noch eine Frage? Aber immer raus damit! Ob ich mir meine Gäste selbst aussuchen kann? Da geht es mir wie meinen Zuschauern, ich darf natürlich Wünsche äußern und Ideen einbringen, welche davon realisiert werden können, ist von vielen Faktoren abhängig.

Ich hoffe mit meiner kleinen Ausführung allen Ratsuchenden eine konkretere Vorstellung von meiner Fernseharbeit vermittelt zu haben. Vielleicht wird ein wenig verständlicher, dass ich oft nicht mehr tun kann, als Anfragen an die zuständigen Kollegen weiterzugeben und dass ich leider nicht für jede Brieftaube den geeigneten Landeplatz bieten kann. Ich bin eben die Moderatorin, nicht die Macherin unserer Sendung. Und das ist auch gut so, denn das können andere viel besser! Anfragen, Anregungen und Anliegen also sehr gern direkt an:

E-Mail: Publikumsservice@mdr.de
Telefon: (0341) 300 9696

Foto: die Moderatoren der Sendung, Martin Fromme und Jennifer Sonntag

Foto: die Moderatoren der Sendung, Martin Fromme und Jennifer Sonntag