Bildbeschreibung zum Foto Jennifer Sonntag

Zerbrochener Spiegel

Wir sehen Kopf und Oberkörper einer jungen Frau, fotografiert in Schwarz-Weiß, vor einer Art Blütentapete. Sie ist schwarz gekleidet. Der Fotograf hat einen Bildausschnitt wie bei einer klassischen Büste gewählt, das heißt, das Bild endet bei den Schultern. Um den Hals trägt die Frau ein schwarzes, geflochtenes Halsband sowie eine silberne Kette mit einem Kreuzanhänger (soweit man das sehen kann). Ihr Dekolleté ist halbrund ausgeschnitten, der Anhänger der Silberkette reicht bis auf den Busen, verschwindet fast aus dem Bild. Ihre linke Schulter ist dem Betrachter leicht zugewandt, ihr Kopf neigt sich etwas nach links. Ihre langen, schwarzen Haare sind, wie auch ihr Gesicht mit der hohen Stirn, mit einem durchsichtigen Schleier verhüllt, in den netzartige Linien eingewebt sind. Auf dem Kopf trägt sie eine Art Blumenkrone, die allerdings auch Bestandteil des Schleiers sein kann.

Die großen, dunklen, ausdrucksstarken Augen der Frau blicken nach links in die Ferne, sehnsüchtig und verträumt. Ihr Mund mit den vollen, schön geformten Lippen ist dunkel geschminkt und von einem leisen Lächeln umspielt.

Das netzartige Liniengewebe des Schleiers läuft wie bei einem Spinnennetz in der über der Nase befindlichen Mitte zusammen, ist jedoch, anders als ein Spinnennetz, nicht regelmäßig.

Man erhält den Eindruck eines Bildes in einem zersprungenen Spiegel, der mit dem sehnsuchtsvollen Fernblick der Frau korrespondiert. Was sieht sie, was will sie sehen in den Scherben, in dem Netz?

Vielen Dank an Martin Nauhaus für diese Bildbeschreibung

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